Freitag, 23. Januar 2015

Abschluss Südamerika - Zahlen, Fakten & unsere Eindrücke

Nach 61 weiteren Tagen (insgesamt 137 Tagen) haben wir den südamerikanischen Kontinent – und damit die uns doch etwas lieb gewonnene Spanische-Sprache – auch schon wieder verlassen. Wir haben in Südamerika 6 Länder und 18 Städte/Orte bereist und in 22 verschiedenen Unterkünften übernachtet (von Hostel-Dorms über Zelten bis hin zu Wohnungen und 4-Stern-Hotels). Wir haben uns zwischen dem 13°S und 55°S Breitengrad sowie 4‘700müM und 0müM bewegt, hatten Temperaturen von 0° bis 38° Celsius und Windstärken von 0km/h bis mind. 100km/h.

Wir haben faszinierende Ruinen und Bauten alter Kulturen besucht, uns an wunderschönen Sandstränden erholt, eine unglaubliche Tiervielfalt gesehen, immense Wasserfälle, riesengrosse Gletscher, unaufhörliche Weiten und Tango- und Sambaschritte, denen unsere Augen kaum folgen konnten... Wir konnten die enorme Kraft und atemberaubende Schönheit der Natur hautnah erleben und uns in den Mythen und Lehren der alten Völker verlieren... Der Blog wird all dem Erlebten niemals gerecht. Wir erleben so viel mehr, als wir hier niederschreiben oder anhand der Fotos visualisieren können... Es sind oftmals Kleinigkeiten des Reise-Alltags, Gespräche mit (mehr oder weniger) flüchtigen Bekanntschaften oder die Gefühle, die wir beim Anblick der spektakulärsten Orte der Welt haben, die unsere Reise so speziell und bereits jetzt unvergesslich machen.

Die nun doch schon lange Reisezeit hinterlässt langsam auch Spuren an unserem Material… Gadgets funktionieren nicht mehr einwandfrei (der Fotoapparat hat nach einer erfolgreichen Reparatur in Peru den Geist in Brasilien wieder aufgegeben, sodass wir in Patagonien einen neuen kauften), die Rucksäcke und Flightcover haben - aufgrund des unsanften Handlings beim Fliegen - Risse und Löcher und auch die Nähte und Knöpfe der Kleider sind nicht mehr was sie einmal waren. Gutes Material zeigt sich nun erkenntlich! Die sehbare Abnützung ist immens, aber auch nicht verwunderlich, da wir seit gut 4 Monaten immer wieder die gleichen Sachen tragen. Nicht vergleichbar mit dem Überfluss, den wir zu Hause haben und je nach Lust und Laune die Jeans oder Shirts wechseln können…

Und auch für uns wird es - so seltsam dies auch klingen mag – anstrengend. Täglich neue Eindrücke und aufgrund unseres schnellen Reisetempos bleibt kaum Zeit, diese wirklich zu verarbeiten… So ist man an den schönsten Orten der Welt und kann diese kaum geniessen, weil man noch das Vorangegangene verarbeitet oder sich bereits auf das Kommende freut. Und „das Jetzt“ geht irgendwo dazwischen unter…  Dies ist momentan eine der grössten Herausforderungen für uns: voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein. Wir haben zum Glück noch etwas Zeit, um dies zu üben... Wir beginnen erstmal mit 10 Tagen Französisch Polynesien!

Mike & Ramona

Chile: Santiago und Osterinsel - mystisch...

In Santiago de Chile hausten wir in einer chicen Wohnung im Bellavista Kneipenviertel und genossen die wieder wärmeren Temperaturen – vom San Cristóbal mit der Jungfrau Maria den Ausblick über die Stadt geniessen, zusammen mit halb Santiago einem Strassenclown zuschauen, shoppen und gemütlich Pisco Sour und Bier trinken waren angesagt.






Eine tolle Stadt, in der wir gerne noch länger geblieben wären!

So haben wir den Weiterflug auf die Osterinsel dann auch fast verpasst – wir haben in der Wohnung so gut geschlafen, dass wir den Wecker nicht gehört haben… Nach einer rasanten Taxi-Fahrt gings dann an den bereits geschlossenen Check-In Schalter wo wir dank netten LAN-Personals 40 Minuten vor Abflug doch noch einchecken konnten, sogar das gesamte Frühstück (welches wir eigentlich noch gemütlich in der Wohnung essen wollten: Brötchen, Nutella, O-Saft, 1,5l Wasser, etc.) durch die Sicherheitskontrolle nehmen konnten und nach einem gut 5-stündigen Flug über Wasser auf der Osterinsel gelandet sind – puh, geschafft! Mitten auf dem Pazifik, gegen Osten über 3‘000 km nur Wasser bis nach Chile und gegen Westen über 4‘000 km nur Wasser bis nach Tahiti. Und da hatten wir nun 6 Tage Zeit die Insel zu erforschen. Was uns erst wie eine Ewigkeit erschien, verging im Nu. Die Moai haben uns total in ihren Bann gezogen!


Der Gedanke, mitten auf dem Pazifik in ziemlicher Abgeschiedenheit zu sein, war für uns fast so mystisch wie die Moai… Die Rapa Nui (so wird sowohl die Insel, das darauf lebende Volk, sowie deren Sprache genannt) können als Mikrokosmos der Erde betrachtet werden, wovon man sehr viel lernen kann. Man nehme ein Volk, setze es auf ein Stück Land mit begrenzten Ressourcen und schaut was passiert. Durch das ständige „höher, weiter, schneller“ macht man sich schlussendlich selbst kaputt, da die Rohstoffe irgendwann ausgehen. Die Rapa Nui haben immer grössere Moai errichtet – in der „Moai-Fabrik“ (Rano Raraku) stehen noch ca. 600 unvollendete Moai, der grösste begonnene Moai mass 20m!





Aus noch nicht geklärten Gründen wurden alle Skulpturen umgestossen – für touristische Zwecke wurden sie nun wieder errichtet. Es ist faszinierend und fesselnd vor diesen gewaltigen Stein-Skulpturen zu stehen… Die Theorien über den Sinn der Moai driften noch immer auseinander – und genau das fanden wir so interessant. Momentan wird davon ausgegangen, dass die Stein-Skulpturen Gräber sind und man sagt, dass den Moai während wichtiger Zeremonien Augen eingesetzt wurden um sie zum Leben zu erwecken…





Praktisch alle Moai haben den Rücken zum Meer und blicken aufs Landesinnere. Was erst fragwürdig erscheint, macht jedoch total Sinn: Die Insel war zu Zeiten des Urvolkes so abgeschieden, dass die einzige Gefahr vom Landesinnern kommen kann.



Die Osterinsel hat aber nicht nur die Moai zu bieten, sondern auch atemberaubende Landschaften, waghalsige Klippen, eindrückliche Kraterseen und einen traumhaften Strand – und all dies mitten im Nichts!






  


Die 6 Tage waren für uns fast nicht genug… Und diesmal ging unser Wunsch ganz ohne Verschlafen in Erfüllung! Dank eines Unwetters über Tahiti hatte unser Flug 63 Stunden Verspätung und wir kamen in den Genuss von 3 weiteren Nächten auf der Osterinsel – und all dies auf Kosten von LAN, yay! :-)

Bilder: Mike
Texte: Ramona

Montag, 12. Januar 2015

Argentinien & Chile: Buenos Aires und Patagonien - "we stand in awe"

Die Weihnachtstage verbrachten wir im ruhigen, sehr ruhigen Buenos Aires.  Die Argentinier sind ein sehr katholisches Volk und so wird Weihnachten mit der Familie zu Hause gefeiert… Das heisst: In der Stadt war überhaupt nichts los. Wir wollten eigentlich nett Abendessen gehen, aber alles war geschlossen! Wir fanden last minute noch Tickets für eine Tango-Dinner-Show am Puerto Madero und verbrachten Heiligabend am Tisch mit zwei brasilianischen und einem venezuelanischen Päärchen, haben um Mitternacht nach dem Countdown mit Champagner und Feuerwerk auf Weihnachten angestossen (ja, Weihnachten, nicht Neujahr) und zogen anschliessend mit einer Reisegruppe bis in die frühen Morgenstunden durch Palermo… ¡Feliz Navidad!



Die weiteren Tage haben wir den prunkvollen, aber auch sehr zwiespältigen Recoleta-Friedhof mit dem Grab von Evita Perón besucht, die Tango-Shows auf den Strassen bestaunt, auf dem Schwarzmarkt der Avenida Florida US Dollar in argentinische Pesos (aufgrund der schlechten Wirtschaftslage Argentiniens) zu 1:12 statt der offiziellen 1:8 gewechselt und das langersehnte Bife de Lomo mit Malbec genossen… 




Weiter ging es runter in den Süden… Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt! Um Patagonien zu bereisen, buchten wir eine geführte Tour mit Tucan Travel und zogen so mit einem umfunktionierten Truck und einer neuseeländisch-australisch-südafrikanisch-malaysisch-schottisch-englisch-deutsch-schweizerischen Reisegruppe weiter.





An Mikes Geburtstag beobachteten wir Seelöwen, Pinguine und Vögel auf dem Beagle Channel und verbrachten den Abend bei einem gemütlichen King Crab Essen mit unseren Mitreisenden.











Weiter ging's über die Magellan-Strasse, vorbei an einigen Schiffwracks, bis nach Puntarenas (Chile), wo wir am Strand bei chilenischer Musik und einem ca. 20-minütigen Feuerwerk aufs neue Jahr angestossen haben.






Von Puntarenas aus besuchten wir eine Kolonie mit supersüssen Magellan-Pinguinen...






…bevor wir auf holprigen, unbefestigten Strassen und starkem Wind weiter nach Puerto Natales fuhren.

Hier war's übrigens grad windstill, aber die Bäume sind gezeichnet vom starken Wind.


Von da aus ging‘s in den Torres del Paine Nationalpark – wow!! Das war für uns eines der Highlights der bisherigen Reise. Die Wunder der Natur sind einfach unfassbar… Unfassbar schön, unfassbar eindrücklich, unfassbar stark!

Viele Worte braucht‘s da nicht, wir lassen die Bilder sprechen (die aber auch nur einen Prozentsatz der Schönheit dieser Landschaft wiedergeben können…)

Wir wanderten hoch zu den drei Türmen (den Torres)…






…fuhren mit einem Boot zum Grey Glacier…







…und spazierten entlang des Salto Grande zu den Hörnern (los Cuernos). Der Wind war teilweise so stark, dass wir in die Knie mussten um nicht davongeblasen zu werden! Gefühlte 150km/h!

 







Wir fuhren zurück nach Argentinien, nach El Calafate, von wo aus wir den Perito Moreno Gletscher besichtigten.
Welch‘ ein würdiger Abschluss unserer Patagonien-Reise!!!

Guanaco füttern on the way...







Mit dem Flieger ging es für uns via Buenos Aires weiter nach Santiago de Chile. Da haben wir die tragische Nachricht vernommen, dass Annie (41), die mit uns auf der Patagonien-Tour war, nur zwei Tage danach an einem Herzinfarkt gestorben ist… Diese Nachricht hat uns sehr stark berührt und stimmt uns auch jetzt noch traurig, wenn wir daran denken. Es zeigt uns, wie schnell alles vorbei sein kann, aber auch, wie wichtig es daher ist, das Leben in vollen Zügen zu geniessen!

„...Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.“


Bilder: Mike
Texte: Ramona