Mittwoch, 24. Dezember 2014

Brasilien: Rio bis zu den Iguazu-Fällen - muito bom

Nach einigen Wochen im peruanischen und bolivianischen Hochland ging es wieder runter auf Meereshöhe: Rio de Janeiro! Wir freuten uns beide sehr auf diesen Stopp und wurden nicht enttäuscht: Eine tolle, wahnsinnig belebte Stadt! Dank der Hügel, dem vielen Grün und des Baustils hat die Stadt richtig viel Charme, keine Spur von Grossstadthektik.

Was wir nicht beachtet haben: Portugiesisch! Unsere Spanischkenntnisse sind mittlerweile so gut, dass es mit Essensbestellungen, nach-dem-Weg-fragen oder auch mal einem kleinen Smalltalk ganz gut klappt. Und Portugiesisch sei dem Spanisch ja ganz ähnlich. Denkste! Nichts da. So wurde aus „pollo“ beispielsweise plötzlich „frango“. Und dann sind die Brasilianer auch noch so redselig: Es macht ihnen nichts aus, wenn du kein Wort verstehst, sie plaudern freudig auf dich ein. "No entiendo…“, bzw. eben "Não entendo..."





Unser Hostel (Mambembe) war im Viertel Santa Teresa, ganz in der Nähe von Lapa – einem Künstler-/Kneipenviertel. Da war ein wildes Treiben – die Brasilianerinnen und Brasilianer geben beim Trinken richtig Gas. Und zwar nicht (nur) mit Caipirinhas, sondern insbesondere mit Bier! Egal um welche Uhrzeit man an den gemütlichen Restaurants an den Strassen vorbeigeht, ständig sind die Tische voller Bierflaschen!



  


Weiter ging es auf die Ilha Grande – wow! Unser Paradies Nr. 3 (Isla Mujeres in Mexiko war Nr. 1, Corn Island in Nicaragua Nr. 2)! Wunderschöne Sandstrände und eine unglaubliche Vielfalt an Tieren. Da gönnten wir uns ein bisschen Erholung – die wir mittlerweile nach 100 Tagen unterwegs dringend nötig hatten! Mit der Erholung klappte es dann jedoch doch nicht von Anfang an… Wir verbrachten die erste Nacht in einer Pousada in Abrão. Die Tochter der Besitzerin hatte an diesem Tag Geburtstag und wir wurden kurzerhand an die Feier eingeladen – Sprachbarrieren hin oder her! Mit einem Grill voller Fleisch, Riesenmengen an Bier und superschnellen Tanzschritten feierten wir bis in die frühen Morgenstunden. Die weiteren Tage verbrachten wir an der abgelegeneren Praiha Vermelha, wo wir dann unter Äffchen, Baumstachlern, Kolibris und Schildkröten doch noch Erholung fanden…





Baumstachler


Stabschrecke




Wieder aufgetankt schnappten wir einen Flieger nach Foz do Iguaçu. Von da aus machten wir einen Abstecher nach Ciudad del Este in Paraguay – dem südamerikanischen China. Unmengen an Billigwaren. Da dies kurz vor Weihnachten war, strömten richtige Menschenmengen über den Zoll für ihre Weihnachtseinkäufe…



Hauptgrund für unsere Reise nach Foz do Iguaçu waren aber natürlich die Wasserfälle! Als wir diese besichtigten, regnete es leider in Strömen. Pitschnass genossen wir das Naturspektakel erst von der brasilianischen Seite aus…




Und gingen dann weiter nach Puerto Iguazu, um die Fälle von der argentinischen Seite aus zu bestaunen. Uns hat die argentinische Seite besser gefallen – vielleicht auch, weil wir an diesem Tag wunderbares Wetter mit viel Sonnenschein hatten! Wir machten eine Boots-Tour unter die Wasserfälle (da waren wir dann auch wieder komplett durchnässt…), spazierten durch den Nationalpark und genossen die Tierwelt. Zum Abschluss gingen wir entlang des Stegs (der nach einem Sturm für ein halbes Jahr geschlossen war und erst am Tag davor wieder geöffnet wurde!), wo wir bis über die Wasserfälle laufen konnten, direkt auf der Kante – wahnsinnig eindrücklich! Die immense Kraft des Wassers war richtig spürbar!





kleines Tapir (oder so...)




Am Abend des 23. Dezembers hüpften wir dann wieder in einen Flieger und gingen weiter nach Buenos Aires, wo wir mal ganz andere Weihnachtstage verbrachten… Mehr dazu beim nächsten Mal.

Machet’s guet!


Bilder: Mike
Texte: Ramona

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Peru & Bolivien: Cusco bis La Paz - auf den Spuren der Inkas... und mehr!

Ende November kamen wir in Cusco, Peru an. Die ehemalige Hauptstadt der Inkas liegt auf 3‘400müM – und diese Höhe haben wir ganz schön gespürt! Kopfschmerzen, das Gefühl, irgendwie ein bisschen "balabala" zu sein und schon nur das Treppensteigen zum Hotelzimmer im 2. Stock war anstrengend! Die ersten Tage haben wir uns also erstmal an die Höhe gewöhnt und die Stadt ein wenig erkundet...





Und dann ging es los mit dem Inka-Trail! Unser Guide Eduardo konnte uns viele interessante Sachen über die Inkas erzählen. So zum Beispiel, dass der Ausdruck "Inkas" irreführend ist: Nicht das Volk hiess so, sondern nur der herrschende König über das Quechua-Volk wurde so genannt. Das Königreich des Inkas erstreckte sich von Ecuador, über Peru, Bolivien, Teilen Argentiniens bis hinunter nach Chile - war also extrem gross! Das Inka-Volk baute tausende Kilometer an Stein-Pfaden um das ganze Königreich zu vernetzen. Einer der bekanntesten ist derjenige von Cusco zum Machu Picchu, der für uns am Ufer des Rio Urubamba am Bahnkilometer 82 begann.
Der erste Tag war sehr gemütlich - wir spazierten durch schöne Landschaften, sahen schneebedeckte Berggipfel und kamen nach 11km und 6 Stunden bei unserem Basecamp Wayllabamba auf 2'980m an.

Mittagsrast auf 2'900m

Basecamp Wayllabamba, 2'980m
Am zweiten Tag war um 06:00 Tagwach - wir wurden mit heissem Koka-Tee und warmem Wasser geweckt. Nach einem super leckeren und sehr ausgiebigen Frühstück und mit Koka-Blättern ausgerüstet nahmen wir dann den Anstieg auf den Dead Woman's Pass (Warmiwañuska auf 4'200m) in Angriff! Dank der lungenöffnenden Wirkung der Koka-Blätter war der Aufstieg für uns gut machbar. Um 14:30 Uhr kamen wir nach 9km im Basecamp auf 3'600m an. Unser Porterteam hatte bereits wieder unser Zelt, jenes von Eduardo und das "Dining-Zelt" aufgebaut und ein wunderbares Mittagessen für uns zubereitet. Es war echt erstaunlich, was sie uns jeweils auf die Teller zauberten - und das nur mit einem Gaskocher!


Vorbereitung der Koka-Blätter um sie als "Päckli" zwischen Zähne und Backe zu klemmen



Der erste Tag ist bekannt als "Angewöhnungstag", der zweite als "der Anstrengendste" und der dritte Tag ist bekannt als "der Längste"...  Für uns war der dritte Tag auch der anstrengendste - weil es an diesem Tag nun statt 1'000 Meter in die Höhe, gut 1'000 Meter herunter ging - und dies auf super steilen Treppen. Das Inka-Volk und ihre Treppen - man o man! Arme Knie... Die Wanderung war wunderschön: Wir überquerten zwei weitere Pässe (Runkuraqay, 3'780m und Phuyupatamarka, 3'620m), besuchten unterwegs sehr eindrückliche Inka-Ruinen und bestaunten den Cloud-Forest. Wir waren dann aber sowas von froh, als wir um 18:00 Uhr nach 15km im Camp Wiñawayna auf 2'690m ankamen und ins Zelt fallen konnten! Man bedenke, dass wir das Ganze nur mit einem Daypack gemacht haben, unsere Porter jedoch mit einem riesengrossen gut 25kg schweren Sack auf dem Rücken - wahnsinn!!




Pachamama, Mutter Erde


Dining-Zelt beim Mittagsrast zwischen den beiden Pässen

...mit Eduardo und unserem Porterteam...



Am vierten und letzten Tag marschierten wir um 04:30 Uhr los um schon früh beim Sungate zu sein und einen ersten Blick auf den Machu Picchu (2'472m) zu erhaschen - leider nur durch die Nebelfelder... Nach schlussendlich insgesamt 40km kamen wir beim Machu Picchu an - geschafft!! :-)
Eine sehr imposante Ruinen-Stätte! Bei Ankunft der Spanier vor gut 500 Jahren wurden leider die meisten Inka-Stätten zerstört, nicht jedoch der Machu Picchu - zum Glück! Aufgrund der hohen Lage und der schnellwachsenden Vegetation im peruanischen Dschungel, haben die Spanier diese nicht entdeckt!
Die Inkas waren ein sehr hierarchisches, organisiertes und wahnsinnig naturverbundenes Volk. Ihre Bauten waren ähnlich wie jene der Mayas auf das Sonnensystem abgestimmt. Sie haben Sonnen- und Mondtempel (Pachatata, Vater Erde und Pachamama, Mutter Erde) und verwenden oftmals grosse natürliche Felsen, um die herum sie diese Tempel bauten. Ein sehr sympathisches Volk, mit einem unfassbaren Wissensstand, speziell in der Agrartechnik! Sie konnten in dieser Höhe Nahrungsmittel züchten, die heutzutage nicht mehr so weit oben wachsen und diese auf natürliche Weise konservieren.






Nachdem wir uns in Cusco ein paar Tage erholt haben, gingen wir mit dem Bus weiter nach Puno am Titikakasee. Puno ist eine Hafenstadt auf 3'800m - wenn man sich solange in diesen Höhen aufhält und die grossen Städte erlebt, vergisst man mit der Zeit völlig, wie hoch man eigentlich ist...





Von Puno aus buchten wir eine Bootstour über den Titikakasee. Erster Stopp waren die Islas Uros, die Floating Islands. Im Leben der Uros handelt sich alles um Schilf - die Inseln, die sich darauf befindenden Häuser und die Schiffe sind aus Schilf gebaut; die Bewohner essen den Schilf sogar. Das Volk der Uros hat diese Inseln gebaut, als sie vom Inka-Volk flüchteten und ihr Leben als Nomaden auf dem über 8'000km2 grossen Titikakasee weiterführten.





Als nächstes besuchten wir die Isla Amantaní, wo wir zusammen mit zwei Holländerinnen bei einer Gastfamilie übernachteten. Auf der Insel roch es wunderbar nach Muña (einer Minze-Art) und die Menschen leben friedlich in ihren kleinen Häuschen mit grossen Gemüsebeeten (vor allem Quinoa, Kartoffeln, Mais und Rüben). Einerseits tatsächlich noch wie vor 100 Jahren, andererseits jedoch aufgrund des vielen Tourismus dann doch wieder nicht...











Am nächsten Tag ging es weiter zur Isla Taquile, wo wir in einem kleinen familiären Restaurant super-leckere Forellen direkt aus dem See assen. Bei den sehr angenehmen Temperaturen, der Vegetation und dem Blick aufs Wasser, könnte man glatt meinen man sei in Spanien - aber nein, wir waren da tatsächlich auf über 3'800m! :-)





Anschliessend reisten wir mit dem Bus nach Bolivien... Das Land und die Menschen Perus haben uns jedoch so gut gefallen, dass es erst noch ein paar weitere Eindrücke davon gibt:






Auf dem Weg nach Bolivien war die Überquerung des Titikakasees besonders interessant: Der Bus auf einem ziemlich gebastelten Floss, wir glücklicherweise in einem herkömmlichen Boot!


In La Paz waren wir in einem gemütlichen Hotel mit einem super Ausblick! Eine Wahnsinns-Stadt (790'000 Einwohner), die in das Tal hineingebaut wurde und sich über knapp 1'000 Höhenmeter erstreckt (3'200m bis 4'100m)! Entweder man läuft aufwärts oder abwärts, geradeaus gibt's kaum...


Während ich durch die Stadt und deren zahlreichen Märkte schlenderte...







...sauste Mike die Death Road herunter! Gestartet auf 4'700m ging es mit dem Downhillbike auf der 64km langen Strasse bis auf 1'200m herunter! Sein Fazit: "Absoluter Adrenalin-Kick in traumhafter Umgebung! Oben felsiges Hochland, unten tropischer Regenwald".






All diese Eindrücke müssen erst einmal wirklich verarbeitet werden... Wir müssen uns wiederholen: Einfach unfassbar, was es alles zu sehen und erleben gibt!!


Bilder: Mike
Texte: Ramona