“This is Myanmar and it will be quite unlike any land you know about” - Rudyard Kipling
Myanmar (früher Burma) war absolut faszinierend. Es war das ärmste Land, das spirituellste Land und das Land, mit den freundlichsten Menschen unserer bisherigen Reise. Es war, wie ein Spiegel: Lief man freundlich und lächelnd durch das Land, traf man auf freundliche und lächelnde Menschen. Lief man ernst hindurch, traf man auf genau so ernste Menschen. Eins zu eins kam genau das zurück, was wir ausstrahlten! Im Lonely Planet ist dies ganz schön und sehr treffend beschrieben: "Wer Myanmar mit einem offenen Geist besucht, wird mit einem erfüllten Herzen wieder heimkehren".
Die ersten Tage verbrachten wir in
Yangon. Die ehemalige Hauptstadt hat irgendwie das Flair einer Stadt aus den 1970ern. Aufgrund des lange herrschenden Militärregimes ist die Entwicklung des Landes in gewissen Belangen (z.B. in Bezug auf den Umgang mit der Abfallentsorgung) stehen geblieben und man fühlt sich in der Zeit zurück versetzt...









Wir waren pünktlich zum Wasserfest da, welches vom 13. bis zum 16. April stattfand: eine riesengrosse landesweite Wasserschlacht! Der Hammer! Das Hotelpersonal lud uns auf eine "Stadttour" ein und so sassen wir auf der Ladebrücke eines Pick-Ups, fuhren durch die Stadt und wurden aus allen Ecken nass gespritzt - mit Wasserpistolen, Eimern, Schläuchen und sogar mit Hochdruckreinigern (Kärchern)! Das Wasserfest in Yangon kann man sich ähnlich vorstellen wie die Streetparade in Zürich, nur fährt man mit Pick-Ups hindurch und wird von den Tribünen nass gespritzt - ein wahnsinns-Erlebnis! Und für uns war es besonders speziell, weil zum Wasserfest Menschen des ganzen Landes nach Yangon kommen und viele von ihnen noch nie "Westler" gesehen haben. Wir wurden behandelt wie Stars! Man wollte uns die Hand geben, uns zuwinken und Fotos mit uns machen. Total ausgelassene Stimmung! Leider war die Stimmung dann so ausgelassen, dass unser Fotoapparat, ein bisschen Bargeld und Mike's Bankkarte dabei auf der Strecke blieben... Und ich im Anschluss mit hohem Fieber und heftigen Magenproblemen im Bett lag...







Als wir uns dann wieder etwas erholt hatten, besichtigten wir an Neujahr (17. April) die Shwedagon Pagode. Die 2'500 Jahre alte und 110 m hohe Pagode ist eines der Wahrzeichen von Myanmar. Sie besteht aus mehreren hundert Goldplatten und ist an der Spitze mit 4531 Diamanten besetzt. Besonders eindrücklich war für uns, dass an Neujahr extrem viele Menschen zu dieser Pagode pilgern und wir somit mitten im Geschehen waren.
Mit dem Nachtbus gingen wir weiter nach
Bagan, wo wir eine Unterkunft in New Bagan hatten - einem kleinen, staubigen Örtchen.
Die Gegend war wunderschön, mit über 2'000 Stupas! Es hat uns ein bisschen an die
Osterinsel erinnert und den Wahn der Moai-Bauten... Sehr faszinierend, sehr eindrücklich und im wahrsten Sinne des Wortes "wahnsinnig"! Wir fuhren mit Elektro-Bikes durch die Gegend und erkundeten die verschiedensten Stupas. Die ruhige Stimmung (die generell im ganzen Land herrscht), war hier besonders spürbar.
Auf einer ruppigen Fahrt gingen wir weiter nach
Mandalay, der zweitgrössten Stadt Myanmars.
Wir haben den Mahamuni Tempel mit einer der heiligsten Buddha-Statuen des Landes besucht. Die Menschen verehren diesen Buddha so sehr, dass sie Blattgold auf ihn kleben und er mittlerweile eine ca. 15 cm dicke Schicht Blattgold auf sich trägt!
In Mandalay besuchten wir die buddhistische Klosterschule Phaung Daw Oo, welche Kindern und Jugendlichen aus besonders armen Verhältnissen eine Schulausbildung ermöglicht. Die Schule verlangt im Gegensatz zu staatlichen Schulen kein Schulgeld und hat sich inzwischen zur grössten Schule in Myanmar mit 7.000 Schülern entwickelt (mehr dazu unter
www.help-myanmar.net).
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Abendessen mit Amanda, die als ehrenamtliche Lehrerin an der Klosterschule arbeitet. |
Als Nächstes gingen wir ins Hochland von Myanmar, nach
Kalaw. Die angenehmen 20 Grad waren eine willkommene Abwechslung zu den ansonsten heissen 35 bis 42 Grad. Wir schlenderten durch das Bergdörfchen, schauten einer Kloster-Prozession zu und besuchten den Markt.
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Busterminal in Mandalay |
Am Tag darauf gingen wir an den abgelegenen Markt in Aungpan, wo die Bewohner der Bergdörfer ihre Waren verkaufen...
...und weiter zum schönen Shwe Yaunghwe Kyaung-Kloster aus Teakholz...
...bevor wir in
Nyaung Shwe am Inle See ankamen.
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Unterstützung beim Tagebuch-Schreiben :-) |
Auf einer interessanten Bootsfahrt auf dem See konnten wir sehen, wie die Menschen auf, um und mit dem See leben. Obwohl wir nun schon ein paar mal gesehen haben, wie sich Menschen an die naturgegebenen Bedingungen anpassen, sind wir jedes Mal von Neuem fasziniert, wie sehr diese Bedingungen in das Leben integriert werden. Die Bewohner des Inle Sees haben eine spezielle Bein-Rudertechnik, bauen schwimmende Gärten und Pfahlbau-Häuser, waschen Kleider, Tiere und sich selbst im See und balancieren schon als kleine Kinder auf den schmalen Lang-Booten herum.
Nach dem Mittagessen besuchten wir die unglaubliche Inn Dein-Pagode mit mehreren tausend Stupas...
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Auch die Hundebabies, die unter einer Stupa wohnen, scheinen sich hier sehr wohl zu fühlen... |
...und fuhren anschliessend bei den "Longnecks" vorbei, die eine Spirale mit 24 Umdrehungen um den Hals und kleinere an den Beinen tragen (Gesamtgewicht 8kg!). Wenn die Mädchen 9 Jahre alt sind, bekommen sie die erste Spirale umgelegt, mit 14 Umdrehungen, im Alter von 14 Jahren 19 Umdrehungen und mit 19 Jahren 24 Umdrehungen. Der Brauch ist zum Glück nicht mehr so üblich, so dass es in diesem Gebiet nur noch ca. 20 "Longnecks" gibt.
Nach einem kurzen Besuch im Nga Phe Kyaung jumping cat Kloster auf dem See...
...fuhren wir nach Nyaung Shwe zurück, vorbei an der wunderbaren Kulisse mit den Fischern mit den grossen Korb-Netzen.
Nach einer guten Woche gingen wir mit dem Nachtbus Richtung Süden nach Bago. Eine kleine Stadt, in welcher der Tourismus noch nicht verbreitet ist. Wir kamen morgens um 5 Uhr an und da es in der Stadt keine Taxis gibt, hüpften wir mit dem gesamten Gepäck auf zwei Moped-Taxis und fuhren so zum Hotel... In Bago erlebten wir ein völlig unberührtes Myanmar, das uns extrem gut gefallen hat!
Von da aus besuchten wir den Golden Rock oben auf dem Kyaikhtiyo. Die Fahrt auf den Berg auf der LKW-Ladebrücke war eine rassante Erfahrung und der Golden Rock selbst - der auf einem Stein zu balancieren scheint - sehr schön!
Von da aus gingen wir dann nochmals für eine Nacht nach Yangon, bevor wir am nächsten Tag in den Flieger nach Bangkok stiegen...
Fazit: Die Menschen waren äusserst freundlich und herzlich, das Land war wahnsinnig spannend, faszinierend, schön, ruhig, besinnlich aber auch aufregend und sehr anders, als alles bisher erlebte - täglicher Stromausfall, dreckig, staubig, niedriges Bildungsniveau, arm und eine sehr begrenzte Warenauswahl... Dennoch - oder gerade deshalb - war Myanmar für uns ein unvergessliches Land!
...So this was Myanmar - and it definitely was quite unlike any land we knew about!