Am 21. März kamen wir in Hanoi an – aufgrund des Zyklons Pam
5 Tage später als vorgesehen. Uns wurde schnell klar, dass uns unser geplanter
Abflug ab Saigon vom 5. April nicht genügend Zeit für Vietnam lassen würde. Wir
haben diesen daher auf den 11. April verschoben und hatten somit 3 Wochen Zeit,
um von Nordvietnam nach Südvietnam zu reisen.
Mike war bereits in einigen asiatischen Ländern, auch in
Vietnam. Für mich war Vietnam das erste asiatische Land. Und ich brauchte ein
bisschen Zeit, um mich an die Kultur zu gewöhnen – so total anders als all die
Kulturen, die wir bisher erlebt haben! Auf der einen Seite sehr freundlich und
nett, auf der anderen aber auch irgendwie kalt. Sehr schwierig einzuschätzen. Ob die Vietnamesen aufgrund des Tourismus so geworden sind? Oder ob
es mit der tragischen Kriegsgeschichte des Landes zu tun hat? Oder ob es
schlichtweg der Kulturschock war? I don’t know. Je länger wir im Land waren und
je weiter wir nach Süden reisten, desto angenehmer fand ich die
Vietnamesen (Mike kam schon von Anfang an mit ihnen klar). Wobei auch hier offen bleibt, ob einfach ich mich an die
vietnamesische Kultur gewöhnt habe, oder ob die Nordvietnamesen sich so sehr von
den Südvietnamesen unterscheiden...
Die ersten Tage verbrachten wir in Hanoi. Eine unglaublich verrückte, quirrlige Stadt! Wir konnten uns
am Geschehen der Stadt kaum satt sehen. Wir sassen auf winzigen Schemeln in den
Gassen, schlenderten über den Nightmarket und beobachteten den crazy Scooter-Verkehr.
Von Hanoi aus unternahmen wir einen Tagesausflug zur Halong Bucht – leider
war das Wetter sehr neblig, aber die Kalksteinformationen waren dennoch sehr
schön.
Mit dem Nachtzug gingen wir nach Dong Hoi, dem touristisch unberührtesten Ort unserer Vietnamreise.
Der Unterschied war immens. Die Leute winkten uns freundlich zu und von überall
hörten wir „Hello, Hello“. Als wir in einem
Supermarkt Wasser kaufen wollten, wurden wir von einer Kinderschar so stark
umringt, dass wir uns kaum fortbewegen konnten! Dieses schöne Erlebnis war
genau am 200. Tag unserer Reise!
Do it yourself - Frühlingsrollen |
Von Dong Hoi aus besuchten wir den Phong Nha - Ke Bang
Nationalpark, wo man die grössten Tropfsteinhöhlen Asiens findet. 2009 wurde die weltgrösste Son Doong Höhle in diesem Nationalpark erforscht - über 250m hoch und 150m breit, da hätte sogar ein 40-stöckiges Hochhaus Platz! Wir fuhren
zuerst zur 31km langen und gut 80m hohen Paradise Cave. Man kommt sich vor,
als würde man in einer riesengrossen Kathedrale stehen! Sehr eindrücklich! Mit
dem Schiff schipperten wir dann in die Phong Nha Cave und bestaunten weitere
eindrückliche Steinformationen vom Boot aus.
Eingang zur Phong Nha Cave |
Weiter gingen wir nach Hue,
der ehemaligen Kaiserstadt, wo wir die Imperiale Zitadelle besuchten.
Unser Dreirad-Rikscha Chauffeur |
Mike besuchte von da aus die entmilitarisierte Zone. Er besichtigte Tunnels in 23m Tiefe, in denen der Vietcong während des Krieges für mehrere Monate oder gar Jahre lebte.
Tunnelsystem des Vietcongs (23m unter der Erde!) |
Ich fuhr stattdessen mit einem Drachenboot entlang des
Parfumflusses und besichtigte verschiedene Pagoden sowie schöne Tempel und lernte Einiges über Feng Shui und die Lebensphilosophie der Vietnamesen.
Weiter ging es nach Hoi
An. Einem wirklich fast schon malerischen Hafenstädtchen.
Mit dem Nachtbus gingen wir weiter nach Nha Trang, wo wir ziemlich unerwartet im russischen Vietnam
landeten! Der Strand war zwar ganz nett, die Meeresfrüchte und die Preise
unschlagbar, aber die ganzen kyrillischen Anschriften und das
Angesprochen-werden auf Russisch passten dann für uns nicht so sehr… Daher
zogen wir bereits am nächsten Morgen weiter.
Friseur on the road |
![]() |
Blutmond vom 4. April |
Mui Ne war auch
noch sehr russisch geprägt, aber nicht mehr ganz so extrem. Somit konnten wir den
schönen Sonnenuntergang am Strand wunderbar geniessen...
Muschel-Suche in der Dämmerung |
...nach einem gemütlichen Tag am Strand unternahmen wir einen Ausflug zu den nahe gelegenen Sanddünen.
Auf dem Weg besuchten wir den Fairy Stream, wo Wüste und Wald aufeinander treffen…
...und fuhren an einem Fischerdörfchen vorbei.
Bei den weissen Sanddünen heizten
wir mit einem ATV durch die Wüste - für ganze 5 Minuten, bis der Gang raus
fiel, wir im Sand stecken blieben und nur noch der rückwärts-Gang
funktionierte. Nun gut, wir erkundeten den Rest also zu Fuss.
Bei den roten
Sanddünen sausten wir mit Slides die Dünen herunter und genossen die schöne
Stimmung der Abenddämmerung.
Und dann gings bereits nach Saigon (oder Ho Chi Minh
City – gemäss den Vietnamesen spielt es keine Rolle welches man verwendet,
uns gefällt Saigon besser). Die Stadt ist moderner als Hanoi, aber vom Verkehr
her genau so busy. Das Strassenüberqueren war jedes Mal ein Abenteuer. Das
Verrückte ist, dass der Verkehr wahnsinnig hektisch aussieht, sich aber völlig
stimmig ineinander fügt. Spaziert man langsam über die Strasse, fahren die
Roller und Autos problemlos um einen herum. Trotz des
ganzen Gehupes und rasanten Tempos, also irgendwie auch fast schon harmonisch.
Wir buchten einen 2-Tages-Ausflug zum Mekong-Delta und
besuchten auf dem Weg die sehr schöne Vinh Trang Tempelanlage, mit den drei (ca. 7m grossen) Buddhas:
Der Present-Buddha gibt Schutz, |
der Future-Buddha steht für Glück |
und der Past-Buddha symbolisiert Gesundheit und langes Leben. |
Wir schipperten entlang des Mekongs, wo wir die
Pfahlbauten-ähnlichen-Häuser bestaunten, in denen die ärmeren Vietnamesen
leben. Um die hohen Landpreise zu umgehen, errichteten sie ihre Behausungen auf
dem Fluss – denn dafür mussten sie nichts bezahlen.
Mekong-Spezialität: Reisschnaps mit eingelegten Schlangen und Skorpionen (sieht faszinierender aus als es schmeckt!) |
Am frühen Morgen des zweiten Tages besuchten wir den
weltgrössten Floating Market in Cai Rang. Das war ein super Erlebnis! Der Handel auf dem
Fluss war wahnsinnig spannend mitzuerleben! Und der Hintergedanke des Floating Markets sehr prozessoptimierend
und effizient! Anstatt dass die Grosshändler ihre ganze Ware mit dem Schiff
bringen, über Land zum Markt transportieren, dort an die Zwischenhändler verkaufen, welche sie
dann wiederum auf ihr Boot bringen, findet der ganze Handel einfach direkt auf
dem Fluss statt.
Unsere kanadisch/französische Tourbegleitung |
Wunderschöne Lotus-Blüte |
Zurück in Saigon haben wir am 11. April – meinem Geburtstag – das
Frühstücksbuffet unseres 4-Stern-Hotels genossen, uns eine herrliche Massage
gegönnt und zum letzten Mal den crazy vietnamesischen Verkehr beobachtet, bevor
wir in den Flieger in Richtung Myanmar stiegen…
Vietnam war ein spannendes Land, welches sehr viele unterschiedliche landschaftliche Phänomene zu bieten hat. Wir genossen es, Millionäre zu sein (Fun Fact), genossen das leckere Essen und die vielen Massagen. Mike wäre gerne noch länger geblieben, bei mir war die Vorfreude auf Myanmar grösser!
Bilder: Mike
Texte: Ramona